Nachhaltige Wärmeversorgung im Quartier – Werkstätten diskutieren Möglichkeiten
Wie kann Abwasserwärme für die Wärmeversorgung in Berlin genutzt werden? Und wie kann eine nachhaltige Fernwärmeversorgung in Neukölln aussehen? Darüber diskutierten zwei Werkstätten im Projekt Urbane Wärmewende. Fazit: Die Wärmeversorgung in Berlin kann nachhaltig werden – ein Selbstläufer ist die Transformation aber nicht.
Am 25. Juni 2019 diskutierten Vertreter/innen der Berliner Wasserbetriebe, der Berliner Stadtwerke, von Wohnungsbaugesellschaften, Energieversorgern und den Berliner Verwaltungen, welche Hemmnisse es bei Planung und Umsetzung von Projekten zur Abwasserwärmenutzung in Bestandsquartieren gibt und welche Lösungsstrategien erfolgreich sein können.
Abwasser: Großes Potenzial für die Wärmewende in Berlin
Die Forscher/innen des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) stellten Projekt-Ergebnisse vor: Im Quartier Klausener-Platz gibt es etwa ein so großes Potenzial, dass Abwasser einen erheblichen Anteil zur Wärmeversorgung einzelner Blöcke beitragen kann. Ein Wärmekonzept bestehend aus Abwassserwärmepumpe, Blockheizkraftwerk (BHKW) und Photovoltaikanlage in Verbindung mit einer energetischen Sanierung der Gebäude ermöglicht eine kosteneffiziente CO2-Vermeidung. Die Umsetzung müsse aber finanziell gefördert werden, damit heizen bezahlbar bleibt.
Unterschiedliche Maßnahmen unterstützen Abwassernutzung
Doch was ist notwendig, damit mehr Projekte in die Praxis umgesetzt werden, die Abwasserwärme auf Quartiersebene nutzen? Die Teilnehmenden erarbeiteten eine Liste mit Handlungsschritten. Eine Möglichkeit wäre die Erstellung eines Abwasserwärmekatasters, das auf Grundlage einer Potenzialanalyse zu den Abwasserwärmemengen die erforderlichen Daten und Informationen für Energieversorger, Wohnungswirtschaft, Stadtplaner und Bauherren zur Verfügung stellt. Erforderlich sei auch eine Wärmeplanung auf Landes- und Bezirksebene, inklusive einer gezielten Ausgestaltung der Bauleitplanung und der Bebauungspläne, sowie die Etablierung eines lokalen Quartiersmanagements.
Nachhaltige Fernwärmeversorgung in Nord-Neukölln
Am 26. September 2019 stellten IÖW-Forscher/innen in Neukölln in einer weiteren Werkstatt vor, welche Wärmequellen für das Versorgungsgebiet zur Verfügung stehen, wie verschiedene Entwicklungspfade für die Fernwärme aussehen können und wie diese ökonomisch und ökologisch zu bewerten sind. Gemeinsam mit Vertreter/innen der Landes- und Bezirksverwaltung, von Wohnungsunternehmen, Gewerbe und Energieversorgern und -dienstleistern diskutierte das Projektteam die folgenden Fragen:
- Welche Herausforderungen bestehen bei der Umsetzung der potenziellen Entwicklungspfade?
- Welche Hemmnisse gehen insbesondere mit der Erschließung dezentraler Wärmequellen einher?
- Welche Instrumente, Maßnahmen und Kooperationen braucht es für eine sozial-ökologische Transformation der Wärmeversorgung in Nord-Neukölln?
Maßnahmen, um nachhaltige Fernwärmeversorgung bis 2030 zu erreichen
Die Teilnehmenden erarbeiteten in verschiedenen Gruppen konkrete Maßnahmen und Meilensteine, um die vom Projektteam aufgezeigten Zielsysteme für den anzustrebenden Erzeugerpark für die Wärmeerzeugung in 2030 und 2050 zu erreichen. Eine Probebohrung etwa könne das Potenzial für Tiefe Geothermie konkretisieren. Außerdem wurde eine Machbarkeitsstudie genannt, die die Nutzung der Abwasserwärme an den Pumpwerken im Gebiet einschätze. Das Projektteam wird bis Projektende diese und weitere Meilensteine und Maßnahmen ausarbeiten.