Wärmeversorgung in Berlin klimaneutral gestalten
In der zweiten Projektphase entwickelten die Forscherinnen und Forscher ein Konzept für eine städtische und kommunale Wärmeplanung in Berlin. Grundlage waren juristische Analysen und Empfehlungen zur Gestaltung der kommunalen Steuerungsinstrumente, die auf einer Schwachstellenanalyse basieren, sowie Ergebnisse aus abgeschlossenen und laufenden Vorhaben etwa zum Keimzellen-Ansatz und der Erschließung lokaler Wärmequellen.
Keimzellen-Ansatz umsetzen
Für die dezentrale Wärmeproduktion in Quartieren braucht es geeignete „Keimzellen“ und Vorreiterprojekte. Die Forschenden untersuchten, ob sich öffentliche Gebäude, aber auch die Gebäude von Wohnungsbaugesellschaften, als Keimzellen der Quartierswärme eignen. Am Beispiel Berlins zeigt sich das große Potenzial dieser Gebäude, aber es wurde auch deutlich, dass noch einige Hürden zu nehmen sind. Eine Infografik erklärt, worauf es bei der Suche nach Standorten und bei der Umsetzung ankommt und welche rechtlichen Rahmenbedingungen optimiert werden sollten.
Das Projekt hat Wärmeversorgungkonzepte für Quartiere unter Einbeziehung öffentlicher Gebäude erarbeitet. Diese umfassen sowohl die Einbindung lokaler Wärmequellen als auch die Mitversorgung von umliegenden Gebäuden. An einem Modellquartier in Neukölln konnte etwa gezeigt werden, dass die Heizkosten wettbewerbsfähig gestaltet werden können. Außerdem untersuchte das Projekt Möglichkeiten, um die Keimzellen-Erschließung durch eine Verankerung in den kommunalen Steuerungsinstrumenten voranzubringen. Zu den Empfehlungen
Abwasserwärme: Potenzial kennen und nutzen
Damit Wärmequellen mit der Verbraucherseite zusammenkommen, braucht es Daten zu den bestehenden Potenzialen an erneuerbarer Wärme und Abwärme: Eine wichtige städtische Wärmequelle etwa ist die Abwasserwärme. Um diese Wärmequelle breit nutzen zu können, bedarf es zunächst einmal Informationen zu den lokalen Potenzialen an Abwasserwärme im gesamten Stadtgebiet. Aus der Größe der Abwasserkanäle und der Durchflussrate lässt sich ableiten, wie viel Abwasserwärme an einem konkreten Standort nutzbar sein könnte. Die Berliner Wasserbetriebe erstellten im Projekt Urbane Wärmewende einen Abwasseratlas für Berlin. Ein Leitfaden unterstützt dabei, die Karte (siehe S. 5) zu interpretieren und auszuwerten.
Lösungsstrategien für den Umgang mit sozio-ökonomischen Herausforderungen
Die energetische Gebäudesanierung ist eine der beiden Grundsäulen der Wärmewende. Mit der Gebäudesanierung gehen jedoch sozio-ökonomische Herausforderungen einher. In Berlin steigen die Mieten, Stadtteile gentrifizieren. Ein wichtiges Instrument zum Erhalt der Zusammensetzung der Bevölkerung als ein Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung ist der Milieuschutz. Dies bedeutet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner nicht durch sogenannte „Luxus-Sanierungen“ und darauffolgende Mieterhöhungen aus ihrem Wohngebiet verdrängt werden sollen. In Milieuschutz-Gebieten gelten auch enge Anforderungen für den Zeitpunkt und den Umfang energetischer Gebäudesanierungen. Auch andere Instrumente wie der Berliner Mietendeckel können durch die Begrenzung der Modernisierungsumlage eine Wirkung auf die energetische Gebäudesanierung entfalten. Im Projekt wurde die Wirkung dieser Instrumente überprüft und untersucht, ob andere Gestaltungsmöglichkeiten bestehen, um die sozialen Ziele zu erfüllen und zugleich auch anspruchsvolle energetische Gebäudesanierungsmaßnahmen zu begünstigen. Ein Leitfaden zeigt, dass Klima- und Verbraucherschutz zusammengehen können.
Erschließung städtischer, dezentraler Wärmequellen
Städtische, dezentrale Wärmequellen wie Abwasserwärme, Solarthermie, Flusswasserwärme oder Geothermie müssen noch mehr genutzt werden. Berlin braucht Wärmepumpen, die die Niedertemperatur-Wärmequellen auch für Bestandsgebäude und -quartiere und die Fernwärme nutzbar machen. Doch gibt es verschiedene Hindernisse: Die Investitionskosten überschreiten meist die Kosten konventioneller Erzeugungsanlagen. Teilweise ist die Standortfindung mit einem hohen Aufwand verbunden, die Genehmigungsprüfung bedarf der Beteiligung vieler Ämter und ist aufwendig, langwierig und/oder es bestehen Zielkonflikte mit anderen Schutzgütern. Deshalb sind Strategien und Instrumente erforderlich, die die Umsetzung solcher Wärmekonzepte unterstützen.
Beteiligungsprozess fortführen
An einer städtischen Wärmeplanung sind diverse Akteure und Gruppen beteiligt. In drei Werkstätten wurden verschiedene Aspekte einer Wärmeplanung gemeinsam mit den Berliner Haupt- und Bezirksverwaltungen, der Wohnungswirtschaft und den Energieversorgern vertieft. Eine überregionale Veranstaltung diente dem Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Großstädte sowie mit überregionalen Multiplikatoren und Interessensvertretern. Am Ende des Projekts fand eine Abschlussveranstaltung statt.