Innovative Ansätze einer urbanen Wärmewende

Prof. Hirschl gab einen einführenden Überblick zu Herausforderungen und Lösungsoptionen für eine urbane Wärmewende. Foto: Rolf Schulten.

Um die Vision einer CO2-neutralen, ressourcenschonenden Stadt zu verwirklichen, muss die städtische Energieinfrastruktur so gestaltet werden, dass sie eine sozial-ökologische Transformation unterstützt und Mensch und Umwelt schützt. Hierbei spielen Aspekte der Wärmeversorgung eine herausgehobene Rolle. Im Kontext des BMBF-Forschungsprojekts „Urbane Wärmwende“ hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Kooperation mit dem Berliner ImpulsE-Programm des Landes Berlin auf den Berliner Energietagen am 4. Mai 2017 innovative Bausteine für eine umwelt- und klimaschonende Wärmeversorgung in urbanen Räumen diskutiert.

Lothar Stock von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und Prof. Bernd Hirschl, Leiter des Projekts vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, eröffneten als Gastgeber die Veranstaltung. Dabei ging Stock auf die Bedeutung der urbanen Wärmewende für das Land Berlin sowie die aktive Rolle der Berliner Verwaltung als Projektpartner ein. Prof. Hirschl gab einen einführenden Überblick zu Herausforderungen und Lösungsoptionen für eine urbane Wärmewende.

P2DistrictHeat, Niedertemperaturnetze mit solarer Einspeisung, oberflächennahe Geothermie zum Heizen und Kühlen

Anhand von Ansätzen der Städte Graz und München sowie mehreren Beispielen aus Berlin wurden Fragen nach Potenzialen, Übertragbarkeit und Skalierbarkeit, nach Erfolgsfaktoren und politischen Rahmenbedingungen einer urbanen Wärmewende diskutiert.

Gerald Moravi, Geschäftsführer der Energie Steiermark Wärme GmbH, zeigte erste Umsetzungen und geplante weitere Schritte der Transformation der Fernwärme im Großraum Graz. Dabei wurde deutlich, dass die niedrigen Strompreise, die die fossilen KWK-Großkraftwerke derzeit in Österreich erzielen können, die Transformation begünstigen. Jana Wintermeyer von den Stadtwerken München stellte ein Konzept vor, mit dem die bayerische Landeshauptstadt als erste deutsche Großstadt die Fernwärme bis 2040 aus rein regenerativen Quellen speisen möchte. Zentrale Rolle soll dabei die Geothermie spielen.

Andreas Schnauß von der Vattenfall Europe Wärme stellte als Fernwärmesystem der Zukunft Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmespeicher in Kombination mit Power-to-Fernwärme (P2DistrictHeat) zur Nutzung von Wind- und Photovoltaikstrom vor. Zunächst sollten zur Bereitstellung der Wärme aus Strom Elektrokessel, in Zukunft dann Groß-Wärmepumpen eingesetzt werden, so Schnauß. Karl Meyer von BTB stellte vor, wie Niedertemperaturnetze mit solarer Einspeisung betrieben werden können. In einem wegweisenden Projekt wurden dabei auch private Niedertemperatureinspeisungen ermöglicht, was als demokratisches Netz bezeichnet wird. Nikolaus Mayer von Geo-En Energy Technologies zeigte, wie mit oberflächennaher Geothermie auch in Berlin nicht nur geheizt, sondern auch gekühlt werden kann.

Die Vorträge der Veranstaltung finden Sie in Kürze hier online.

Die Erkenntnisse aus den Präsentationen und Diskussionen fließen in das „Projekt „Urbane Wärmewende – Partizipative Transformation von gekoppelten Infrastrukturen mit dem Fokus auf die Wärmeversorgung am Beispiel Berlin“ des IÖW (Projektpartner Land Berlin, TU Berlin, Universität Bremen) ein.

Podiumsdiskussion zur Energiewende als Baustein für eine nachhaltige Entwicklung

Am 5. Mai 2017 diskutierte IÖW-Energieexperte Bernd Hirschl auf den Berliner Energietagen unter anderem mit dem Berliner Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen und der Energiepolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/die Grünen Julia Verlinden darüber, wie die Energiewende als Baustein für eine nachhaltige Entwicklung dienen kann. Einführend gab Prof. Hirschl einen Überblick darüber, welche sozial-ökologischen Aspekte und Dimensionen bei der Energie- und insbesondere der Wärmewende zu beachten sind. Die anschließende Podiumsdiskussion griff das Thema auf und suchte Antworten darauf, wie insbesondere die soziale Dimension, aber auch andere Rahmenbedingungen in Bund und in Berlin für den Erfolg der Energiewende gestaltet werden müssten.

Die Vorträge der Veranstaltung finden Sie in Kürze hier online.